16.11.2021 – Kennenlernen Young Carer Hilfe

Lana Rebhan (re.) hat mit 15 Jahren die Young Carer Hilfe gegründet; ihre Mutter Katharina unterstützt sie als Geschäftsführerin der gemeinnützigen UG
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Liebe SfS-Freunde,

wir freuen uns nun auch offiziell bekanntzugeben, dass die Young Carer Hilfe unser neuer Spendenzweck für das Jahr 2022 ist. Aufgrund der Entfernung (Sitz der Organisation ist in Schweinfurt) und voller Terminkalender war eine persönliche Begegnung leider nicht möglich, aber in der heutigen Zeit sind wir ja digitale Treffen gewohnt. Und so finden wir uns Freitagnachmittag per Videokonferenz mit Lana Rebhan und ihrer Mutter Katharina zusammen.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde erklären uns die beiden, wie es zur Entstehung der Young Carer Hilfe kam und welche Ziele die gemeinnützige Gesellschaft verfolgt. In erster Linie ist es eine sehr persönliche Geschichte, denn die 17-jährige Lana ist selbst mit der Situation konfrontiert. Seit sie acht Jahre alt war, kümmert sie sich um ihren chronisch kranken Vater, übernimmt Verantwortung im Haushalt neben der Schule. Ihre Mutter Katharina arbeitet in Vollzeit, um die Familie zu versorgen. Sie ist es, die Lana darin bestärkt, ihre Wut und Traurigkeit in etwas Positives umzuwandeln.

2018 fängt es mit der Website young-carers.de an, die Lana im Alter von 14 Jahren selbst erstellt. Es geht ihr erstmal darum, die Öffentlichkeit auf dieses wenig beachtete Thema aufmerksam zu machen (auch heute noch eines der zentralen Ziele der Organisation). Der Begriff „Young Carer“ ist in vielen Ländern gebräuchlich, in Deutschland jedoch kaum bekannt. Auch Tipps für Betroffene gibt es auf der Seite. Und Erfahrungsberichte – denn Lana wird zur Anlaufstelle für andere Kinder und Jugendliche, die ein ähnliches Schicksal teilen.

Es folgt 2019 die Gründung der Young Carer Hilfe gUG; Lana fungiert als Gesellschafterin, ihre Mutter als Geschäftsführerin. Sie wollen aufklären, ein gesellschaftliches Umdenken erwirken und den Betroffenen Hoffnung und Motivation geben. Unermüdlich arbeiten die beiden daran, in Öffentlichkeit und Politik ein Bewusstsein für die rund 480.000 Kinder und Jugendlichen in Deutschland zu schaffen, die zuhause kranke Familienmitglieder versorgen. Und noch weitaus mehr leben mit und unterstützen behinderte oder psychisch kranke Angehörige. Zwei bis vier Kinder pro Schulklasse sind betroffen – eine unglaubliche Zahl, die uns aufhorchen lässt!

Katharina (li.) und Lana Rebhan kämpfen unermüdlich darum, das Thema „Young Carer“ in der breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen
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Natürlich wollen sie auch den Young Carern direkt helfen, emotionale Unterstützung bieten und Hilfe zur Selbsthilfe vermitteln; ein Netzwerk schaffen, in dem Betroffene und ehemals Betroffene zusammenkommen, um sich gegenseitig zu unterstützen. Neben der Peer-to-Peer-Beratung haben sie ein Mentorenprogramm ins Leben gerufen, das sich sowohl an Young Carer als auch an Helfer und Fachkräfte richtet.

Lana kontaktiert Schulen, Landkreise und Wohlfahrtseinrichtungen, hat bereits über 2.000 Politiker in Landtagen und im Bundestag angeschrieben. Sie wendet sich zusammen mit ihrer Mutter mit Konzepten, wie man junge Pflegende unterstützen kann, an Gemeinden und Schulen. Katharina Rebhan betont, wie wichtig es ist, die betroffenen Kinder überhaupt erst zu identifizieren und erzählt eine charakteristische Geschichte. Ein Interviewpartner, der vom Pflegefach ist, hat ihr erst kürzlich erzählt, wie seine eigene Tochter ihn darauf aufmerksam gemacht hat, dass sie ein Young Carer ist. Die Tochter ist zehn Jahre alt und kümmert sich mit um ihren kranken Bruder. Ihm war das bis dahin nicht in den Sinn gekommen.

Corona scheint etwas bewirkt zu haben, berichten uns die beiden, denn seit einigen Wochen werden die Schulen viel aktiver in diese Richtung: „Im Moment macht dies unsere Hauptarbeit aus“. Mehr als 5.000 Stunden haben die beiden seit 2018 – neben Beruf, Schule und Ausbildung – in ihr Herzensprojekt investiert, finanzieren sich ausschließlich durch private Spenden. Vieles haben die beiden aus eigener Tasche bezahlt. „Wir sind es gewohnt, minimalistisch zu wirtschaften“, erklärt Katharina Rebhan, „und das Beste aus dem zu machen, was wir haben“.

Was die Spendengelder von Sport für Spenden für die Organisation bedeuten würden, erkundigen wir uns daraufhin. „Dies würde uns ganz neue Bereiche und Möglichkeiten eröffnen“, schildern die beiden ihre Pläne. „Wir könnten Informationsmaterial für Schulen, Pflegeberater, Pflegeheime und Krankenhäuser erstellen, entsprechende Projekte an Schulen und andere Young Carer Initiativen unterstützen – und eine Social Media Kampagne auf die Beine stellen, um betroffene Kinder und Jugendliche direkt zu erreichen.“

Katharina Rebhan betont außerdem nochmal, wie wichtig ihnen die Verantwortung den Spendern gegenüber ist. “Wir wollen kein Geld ‚verbrennen‘, sondern sehen es als unsere Pflicht, transparent zu arbeiten und zu zeigen, was wir damit gemacht haben“.

Für uns ist klar, dass wir hier an der richtigen Stelle sind. Lana und Katharina Rebhan leisten Pionierarbeit auf einem Gebiet, bei dem noch sehr viel tun ist, und sie sind mit viel Zeit, Energie und persönlichem Engagement bei der Sache. Unsere Spendengelder können hier sehr viel bewirken und so hoffen wir wieder auf die großzügige Unterstützung unserer Spendenpartner.

Wir freuen uns schon, auf zahlreiche Spendenzusagen und das neue Laufjahr für die Young Carer Hilfe mit vielen, schönen Aktionen!

Eure Tina & Thomas

 

PS: Unseren Läufern, die ihren Sport dafür nutzen, um Gutes zu tun, haben Lana und Katharina Rebhan ein großes Lob ausgesprochen, das wir selbstverständlich hiermit an Euch weitergeben möchten

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