Alle Jahre wieder…. zieht es uns an den Bodenseen zum Laufen. Die Möglichkeit beim Laufen Grenzen zu überschreiten, in Deutschland zu starten und in Österreich ins Ziel zu laufen macht für uns den besonderen Reiz dieses Laufes aus.
So gehört es seit drei Jahren zum Ritual, bereits am Samstagnachmittag per Bahn nach Lindau zu reisen und dort Quartier zu beziehen. Gefolgt von einem gemütlichen Spaziergang zur Inselhalle, wo wir unsere Startunterlagen abholen und auf der Läufermesse umherbummeln. Von dort geht es zu einer weiteren Attraktion dieses Laufes, dem Pastaschiff.
Mitten im Hafen von Lindau auf dem Freiluftdeck der Bodenseeflotte, bestehend aus Fähren und Passagierschiffen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, genießen wir unseren Nudeln mit Blick über das Schwäbische Meer.
Anschließend folgt ein Stadtbummel durch die Fußgängerzone der Lindauer Insel, die Geschäfte sind auch keine anderen, als im letzten Jahr, aber die Atmosphäre ist einfach herrlich. Wo man hinsieht, Läufer. Fröhliche, positive Menschen, in der freudigen Erwartung auf den Lauf am nächsten Tag.
Anschließend geht es wieder an der Inselhalle vorbei bis zu einem kleinen unbeleuchteten Weg, der am Ufer entlang führt. Alle Zeit und Hektik des Alltags läßt sich hier vergessen, bei einem Blick über den ruhig daliegenden See. Dem gleichmäßigen rauschen des Windes und dem immer wieder kehrenden Klang der Gischt, wenn sie an die alten Befestigungsmauern schlägt. Das Ende des Weges bringt uns zurück an den Hafen, wo wir in unser Lieblingscafe einkehren. Ein kleines eher unscheinbares Cafe am Hafen, in dem man nicht nur einen guten Kaffee trinken, sondern das Mobiliar auch gleich käuflich erwerben kann.
Am Sonntag in der Früh gönnen wir uns erst einmal ein ausgedehntes Frühstück. Dann packen wir alles, was wir nach dem Lauf brauchen in den Beutel, den wir an der Startunterlagenausgabe bekommen haben. Gleich um die Ecke unseres Hotels stehen die Kleider-LKW`s. Nach Startnummern sortiert kann man hier seinen Kleiderbeutel abgeben und im Ziel wieder abholen. Was wie jedes Jahr reibungslos funktioniert. Auch wenn wir uns bereits im Hotel fertig umgezogen haben, kann ich es mir nicht verkneifen einmal durch das Umkleideschiff zu flanieren und die Atmosphäre auf mich wirken zu lassen. Als ich wieder festen Boden unter meinen Laufturnschuhen habe, schlendere ich am Hafen entlang, wo sich bereits viele Läufer eingefunden haben. Zusehends füllt sich der Hafen mit Läufern. Der Start rückt immer näher. Der Bühnensprecher heizt die Stimmung an und bald darauf geht es los.
Wir laufen am Ende des Hafens, dort wo er auf den Lindauer Bahnhof trifft, über die Startlinie. Gleich zu Beginn des Laufes kommt eine meiner Lieblingsstellen. Auf eine kleinen Anhöhe kommt eine starke Kurve und die Strecke gleitet in gerader Flucht bis zum Casino hinab. Von hier sehe ich das Meer von Läufern auf der breiten Straße, das sich über die Inselhalle bis zum Lindauer Casino erstreckt. Gegenüber der Inselhalle auf der alten Stadtmauer sitzen unzählige Zuschauer und feuern die Läufer an. Angesichts meiner wenigen Läufe in dieser Laufsaison, merke ich, wie ich immer wieder versucht bin, mein Tempo an meine Umgebung anzupassen. Ich finde nur schwer mein eigenes Lauftempo. Einen Schnitt von 6 Minuten je km habe ich mir für diesen Lauf vorgenommen. Schneller will ich nicht sein, da ich fürchte, dass ich bei zu schnellem Tempo nicht bis zum Schluss durchlaufen kann.
Bei jedem km-Schild werfe ich einen Blick auf die Uhr um meine Geschwindigkeit zu kontrollieren.
Wir laufen, immer noch auf deutschem Boden nahe des Seeufers Richtung Österreich. Hin und wieder lässt sich durch das Dickicht von Bäumen und Büschen, das zwischen mir und dem Bodensee liegt ein Blick auf den See werfen. Als die Läufermassen an einem Kastanienbaum vorbei kommen, lassen sie die Erde derart erbeben, dass sich der Baum einiger seiner Früchte entledigt. Nach 5 km überquere ich die Grenze zwischen Deutschland und Österreich. Der Schlagbaum, der früher einmal zur Sperrung des Uferweges gedient hat ist nach oben geklappt; Zwei österreichische Gendarmen feuern gemeinsam mit den Zuschauern die Läufer an. Nur noch ein bis zwei Kurven, und ich habe freien Blick über das Schwäbische Meer. Auf diesen Anblick freue ich mich schon seit dem Startschuss.
Die nächsten fünf Kilometer verläuft die Strecke an der Uferpromenade entlang. Zwischen mir und dem Wasser liegt lediglich ein Längen- und eineinhalb Höhenmeter. Mein Blick gleitet über das Wasser; Hinüber in die Schweiz (so weit kommen nur die Marathonläufer) und nach Bregenz, wo das Ziel liegt.
Unmittelbar vor dem Tribüneneingang zu den Bregenzer Festspielen, durch die wir auch laufen, ist die 10 km Marke. „Jetzt kann es ja nicht mehr weit sein,“ denke ich mir. Ich überschlage kurz im Kopf 42,195 durch 4 sind so ungefähr 10,5 und a bisserl. Nach dem Verlassen der Festspielanlage erspähe ich schon das Bregenzer Stadion. Jetzt kommt mir zum ersten Mal in den Sinn, das es wohl doch deutlich mehr sein muss als 10,5 km. Aus dem Halbmarathon im vergangenen Jahr, weiß ich noch, das man am Ende einmal ganz um das Stadion herum laufen muss und innen geht es auch noch einmal eine 3/4 Runde.
Am Ende werden es dann 11,98 km. Mit mir läuft nach 1 Stunde 12 Minuten und 55 Sekunden die erste Frau im Halbmarathon ins Ziel und sieht auch noch deutlich fitter aus als ich 🙂
Fortsetzung folgt in 2012….. Wenn sich genügend Mitstreiter finden gerne auch als Staffelmarathon.
Regina (Team 1, Läufer 2)