06.11.2020 – Besuch beim Hospizdienst DaSein

Besuch beim Hospizdienst DaSein (v.l.n.r.): Geschäftsführerin E. Katharina Rizzi, Stellvertretende Geschäftsführerin Heike Beck, Thomas und Kristina Schmid

Jetzt ist es offiziell! Der neue Spendenzweck für das Jahr 2021 ist der Hospizdienst DaSein. Nachdem wir bei unserem Gipfeltreffen im Oktober bereits die Wahl der SfS-Gemeinde verkündet haben, waren wir Anfang der Woche zum obligatorischen Kennenlerntermin in den Büroräumen der Organisation in der Maxvorstadt. Empfangen werden wir von Geschäftsführerin E. Katharina Rizzi und ihrer Stellvertreterin Heike Beck. Wir stellen uns und unser Laufprojekt kurz vor, anschließend übernimmt Frau Rizzi und erzählt ausführlich und sehr bewegend, wie DaSein gegründet wurde, welche Philosophie dahintersteht, wie die Organisation aufgestellt ist und welche Ziele sie verfolgt.

Nächstes Jahr feiert der Hospizdienst sein 30-jähriges Bestehen (wie schön, dass wir zu diesem runden Jubiläum für sie laufen werden!). Gegründet wurde DaSein 1991 von engagierten Münchner Bürgerinnen in einem Wohnzimmer in Schwabing als erster konfessionell nicht gebundener Hospizdienst in München. Anfangs nur getragen vom ehrenamtlichen Engagement, stellt der Dienst nach zehn Jahren den ersten festen Mitarbeiter ein. Inzwischen arbeiten knapp 30 hauptamtliche Mitarbeiter/innen und 70 qualifizierte ehrenamtliche Hospizbegleiter/innen daran, das Leid am Ende des Lebens zu lindern und Menschen aller Kulturen und Religionen ein Sterben in Würde zu ermöglichen.

Bis vor zehn Jahren waren die Themen Tod und Sterben in der Medizin und im Gesundheitssystem noch nicht sehr präsent – und auch heute noch ist Deutschland ein Entwicklungsland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, erklärt Frau Rizzi. Inzwischen ist Palliativmedizin zwar ein Pflichtfach an der Uni, aber nicht alle Dozentenstellen sind besetzt. Kaum vorstellbar für uns, dass Palliativversorgung und Sterbebegleitung nach wie vor so ein Schattendasein führen, doch auch vielen Ärzten ist das Thema nicht bewusst, wie uns Frau Rizzi versichert. DaSein versucht dies zu ändern: Die Organisation bietet ein umfangreiches Beratungsangebot, nicht nur für Betroffene und ihre Angehörigen, sondern auch für Ärzte, Pflegedienste und andere Fachkräfte. Zahlreiche Informations- und Fortbildungsveranstaltungen wie Seminare, Vorträge und Infoabende gehören ebenso dazu wie aktive Öffentlichkeits- und Pressearbeit.

Neben dem umfänglichen Beratungsangebot ist natürlich die kontinuierliche Versorgung und Begleitung schwer kranker und sterbender Patienten das erklärte Ziel von DaSein. Im Mittelpunkt all dieser Bemühungen stehen die Wünsche und Bedürfnisse der Betroffenen und ihrer Angehörigen. „Am Ende des Lebens ist es wichtig, dass der ganze Mensch zählt“, sagt Katharina Rizzi. „Es geht hier nicht nur um Blutwerte und Apparate, sondern um Zeit für die Sterbenden.“ Die psychosoziale Unterstützung der Patienten und ihrer Familien ist genauso wichtig wie die medizinisch-pflegerische Betreuung. „Die Medizin muss auch das Sterben akzeptieren. In der Palliativversorgung ist das Therapieziel nicht das Leben zu erhalten, sondern Symptome wie zum Beispiel Schmerzen, Schwindel und Atemnot zu lindern, aber auch Unsicherheit und Ängste bei den Sterbenden zu mildern“, erklärt Frau Rizzi.

Etwa 500 Patienten im Jahr versorgt DaSein in häuslicher Pflege sowie in Pflegeheimen in München. Doch das reicht bei weitem nicht! Insbesondere im Corona-Jahr 2020 musste die Organisation immer wieder einen Aufnahmestopp verhängen, da sie an ihre Kapazitätsgrenzen gekommen ist. Durch die angespannte Situation in den Pflegeheimen, die gerade keine oder nur eingeschränkte Familienbesuche zulässt, vermutet Frau Rizzi, dass immer mehr Betroffene und Angehörige die häusliche Pflege als Alternative anstreben.

Wir erkundigen uns noch nach zwei besonderen Projekten des Hospizdienstes: die Begleitung Wohnungsloser und die kultursensible Begleitung, für die DaSein in diesem Jahr mit dem 1. Preis des Bayerischen Integrationspreises ausgezeichnet wurde.

Obdachlose Menschen haben ein höheres Risiko, im Laufe ihres Lebens schwer zu erkranken. Viele sterben dann ohne Begleitung, Fürsorge oder Versorgung. Diesem menschenunwürdigen Zustand möchte DaSein entgegenwirken. Frau Beck, die selbst Palliative-Care-Fachkraft ist, erklärt uns, mit wie viel Einsatz es verbunden ist, diese Menschen mit den Angeboten des Hospizdienstes zu erreichen und wie eng sie dafür mit der Münchner Wohnungslosenhilfe und den entsprechenden Einrichtungen kooperieren.

Die kultursensible Hospiz- und Palliativ-Begleitung ist ein weiterer Aspekt, auf den sich DaSein konzentriert. Fast die Hälfte der Einwohner Münchens hat einen Migrationshintergrund. Bei 190 Nationen kann zwar nicht für jede ein individuelles Betreuungskonzept erstellt werden, aber durch gezielte Schulungen sollen die Mitarbeiter/innen des Hospizdienstes sensibilisiert werden. Denn Schmerz, Trauer und Ängste werden je nach kulturellem oder religiösem Hintergrund sehr unterschiedlich zum Ausdruck gebracht. Außerdem versucht DaSein gezielt Hospizbegleiter/innen mit Migrationshintergrund zu gewinnen. „Demenzkranke verlieren oft die Zweitsprache und können nur noch in ihrer Muttersprache kommunizieren“, erklärt Frau Rizzi.

Treffen zu Corona-Zeiten: Bei offenem Fenster – es war ein milder Abend – und mit Maske. Es war so spannend, was unsere Gesprächspartnerinnen erzählt haben, dass wir nicht gemerkt haben, wie die Zeit vergeht! Für’s Hauptfoto unseres Berichts mussten die Masken dann aber doch mal ganz kurz runter.

Zu guter Letzt stellen uns die beiden Damen noch ihr großes Zukunftsprojekt vor: Das von DaSein geplante „HospizHaus des Lebens“ soll das Angebot an stationären Hospizplätzen im Stadtgebiet verbessern. Mit nur 28 Betten in zwei stationären Hospizen ist München dramatisch unterversorgt, die Wartelisten entsprechend lang. Die Einrichtung soll ein letztes, echtes Zuhause für sterbende Menschen werden, denn oft ist ein Sterben daheim nicht möglich. Darüber hinaus soll sie jedoch auch ein offener Ort der Begegnung mitten in der Stadt sein. Hier sollen sich die Münchner Bürger/innen ohne Krankenhausatmosphäre mit dem Thema Tod & Sterben auseinandersetzen können. Angedacht sind dafür ein öffentliches Café und Veranstaltungsräume. Derzeit sucht die Organisation einen zentral gelegenen Baugrund, um dieses Projekt zu verwirklichen.

Nach diesen eindrucksvollen Schilderungen verabschieden wir uns schließlich und machen uns an diesem lauwarmen Herbstabend auf den Fußweg zum nahen Münchner Hauptbahnhof. Natürlich müssen wir all diese Informationen und Eindrücke erstmal verarbeiten. Aber uns ist sofort klar, dass wir hier Menschen mit sehr viel Engagement, Mitgefühl und einer klaren Vision vor uns haben. Und so besteht letztlich kein Zweifel daran, dass wir im Jahr 2021 für DaSein laufen werden. Wir bauen hier wie immer auf die großzügige Unterstützung unserer Spendenpartner und auf das sportliche Engagement unserer Läufer. Wir freuen uns schon sehr darauf!

Tina & Thomas

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