09.09.2012 – Münster Marathon (Laufbericht)

Nach langer langer „Wettkampf“-Pause war es endlich wieder soweit. Ein offizieller Lauf, an dem ich teilnehme. Und dann gleich ein Marathon.

7:00 Uhr. Der Wecker klingelt. Noch mit kleinen Augen blicke ich aus dem 7. Stock des Wohnhauses nach draußen, um das Wetter unter die Lupe zu nehmen. Nebel hängt über den Feldern zwischen Münster Gievenbeck und Roxel. Dahinter geht die Sonne auf. Ansonsten keine Wolke zu sehen. Super Wetter! Aber es sollte noch zu schön (warm) werden.

Nach einem kurzen Frühstück und der Fahrt zum Start am Schlossplatz (ehem. Hindenburgplatz) stieg die Spannung und Nervosität. Die Spannung vor dem Marathon-Start war in den Umkleidebereichen zu spüren. Doch vorerst wurde einem ein kleiner Marathon im Schlange stehen abverlangt, bevor man sich nochmal erleichtern konnte. Das kenn ich sonst nur von Frauentoiletten…

Wie auch immer. Erleichtert und mit Sonnencreme bewaffnet ging‘s in die Startaufstellung. Kurz darauf ging es dann endlich los. Ein verwinkelter Kurs mit vielen Abzweigungen durch die Altstadt wartete auf mich und meine Mitstreiter auf den ersten 10 km bevor es raus ging aus der Stadt. Die frischen Temperaturen vom frühen Morgen stiegen bei blauem Himmel und strahlender Sonne jetzt rapide an und sollten gegen Mittag noch an der 30°C Marke kratzen. Doch durch ausreichend Erfrischungspunkte war für Abkühlung gesorgt. Außerdem hatten zahlreiche Zuschauer am Straßenrand dafür gesorgt, dass an diesem Tag ihre Gartenduschen am Straßenrand platziert waren. Das war ab dem 32 km dann auch bitter nötig. Schon bei Kilometer 28 merkte ich, dass die Kraft in meinen Beinen anfängt zu schwinden. Trotz dieser Vorwarnungen meiner Beine war ich noch davon überzeugt, die 3 Stunden und 45 Minuten zu halten. Noch lag ich gut im Rennen. Die Zwischenzeit bei 30 km war vielversprechend mit 2 Std. 39 Minuten. Doch dann wurden aus schweren Beinen noch schwerere Beine… dann kam die Hitze noch dazu. Ich sehnte mich nicht nur nach einer Liege und einem Masseur, der meine Beine etwas lockern könnte, sondern auch nach einer Abkühlung. Letzteres blieb mir zum Glück nicht verwehrt. Doch für die Massage musste ich es erst noch ins Ziel schaffen. Spürbar langsamer ging es dann ab km 34 voran. Jetzt – auch mental – nicht schlapp machen…

Ein paar Schritte noch… LOS LOS LOS…
6 Kilometer noch…
Die Schritte wurden langsamer…und langsamer… jetzt gehe ich fast nur noch.
Oh nein… Meine Zeit… komm schon… jetzt wenigsten unter vier Stunden….
5 Kilometer noch…

„Komm, ich ziehe dich noch mit, wir sind gleich da, gib nicht auf! Komm!…“
Eine von Hitze und Laufstrapazen hörbar gebeutelte Stimme von der Seite, die nochmal motiviert.
Ein Staffelläufer, der nur einen kleinen Schritt schneller war, fand die richtigen und motivierenden Worte. Ich schaffte es, mich wieder zu berappeln. Noch vier Kilometer und 27 Minuten Zeit. Das muss klappen.

Gegenseitig spornten wir uns immer wieder an. Wobei der größere Teil an motivierenden Worten von meinem Nebenmann an mich gerichtet waren. In dieser Phase des Rennens war es sehr gut, nicht „alleine“ in der Masse zu laufen.
Der letzte Kilometer…
Die Zuschauerdichte wird jetzt mit jeden Schritt Richtung Ziel spürbar höher. Dem zufolge auch die Anfeuerungsrufe. Jetzt ist es gleich geschafft! Vorbei am Neubau des Landesmuseum für Kunst und Kultur folgten die letzten 400 Meter auf Kopfsteinpflaster.
Aber nach fast 42 km nimmt man diesen Belagswechsel nicht mehr war. Die Beine, eigentlich wie Beton, plötzlich wieder leicht wie eine Feder. Getragen vom Jubel, dem Wetter, dem Glückgefühl und vielem, vielem mehr konnte ich gegen all meine Erwartungen zum Endspurt ansetzten. Sogar die Leute, die ich auf diesen letzten Metern nochmal überholte zählte ich mit (12 Stück), auch wenn das nicht das Ziel dieses Endspurtes sein sollte. Und dann… ZIEL! DA! GESCHAFFT! KAPUTT!

Wasser… Wasser und noch mehr Wasser. Das tut gut. Noch schnell nach meinem Motivator der letzten Kilometer Ausschau gehalten, mich vielmals bedankt und dann mit Banane, Wasser und Cola bewaffnet zum Massage-Zelt. Den Beinen, jetzt nach dem Ziel wieder schwer wie Blei, ein wenig Entspannung und Erholung gönnen. Das war bitter nötig!

Insgesamt ein sehr schöner Lauf! Abwechslung von schöner Altstadt, Land und kleinen Siedlungen mit stimmungsvollen Nachbarschaften, die es wissen, die Stimmung bei Läufern und Zuschauern hoch zu halten. Zu warm war es trotzdem! Aber der Wettergott hat es nur gut gemeint.

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